Mein Klosteraufenthalt am Schwanenberg

Vom 30.September bis zum 02. Oktober war ich auf dem Schwanberg im Klosterzentrum Team Benedikt für ein Seminar zur Ressourcenentfaltung und Standortbestimmung unter der Leitung von Beate Hofmann.


Tag 1:

Es ist 23:10 Uhr und ich bin im Bett. Nach einem sehr langen und intensivem Tag mit wenig Schlaf freue ich mich bereits, dass mein Wecker mich morgen wieder um 6:00 Uhr weckt um in den zweiten Tag meines Klosterseminares zu starten. Heute überkommt mich eine große Dankbarkeit hier sein zu dürfen und all die wundervollen Begegnungen machen zu können. Meine heutige Erkenntnis: Umgebe dich von dem was dir gut tut! Und wenn du dich einmal wie in einer Sackgasse gefangen fühlst und in einer Situation nicht weiter weißt, dann wechsle deine Umgebung, geh raus und ändere deinen Blickwinkel. Wir haben während des Seminars unheimlich viel Zeit draußen in der Natur verbracht, waren spazieren oder haben draußen meditiert. Es ist unglaublich, wie kraftvoll die Natur ist und wie viel Ruhe und Balance sie in dein Leben bringt. Für mich ist sie zu einem kraftvollen Ort geworden den ich mehr in meinen Alltag integrieren möchte. Vor allem dann, wenn dir alles zu viel wird,  nimm dir die Zeit dich rauszunehmen um wieder auf deine innere Stimme zu hören. Von Zeit zu Zeit scheint sie nämlich immer leiser zu werden und wir verlernen auf sie zu hören. Doch letztlich wissen wir alle tief in uns, dass wir alles was wir für ein erfülltes und glückliches Leben brauchen bereits in uns tragen. Wir müssen uns nur wieder die Zeit nehmen richtig hinzuhören.

Meine Seminarleitung Beate Hofmann und ihr Mann verbringen regelmäßig Zeit in der Natur und erleben dies auch immer wieder als einen sehr Kraftvollen Ort. In einem Interview zur >>grünen Resilienz<< mit dem hopechannel.de fügt Olaf Hofmann auf die Frage wie man sich auf die Natur vorbereiten kann noch hinzu, sich eine Frage mit nach draußen zu nehmen.


Tag 2:

6:00 Uhr: mein Wecker klingelt. Ein bisschen Wehmut kommt auf, da mein Bett sehr bequem ist und der Schlaf sehr erholsam war. Aber ich freue mich, dass der neue Tag anbricht. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen. Draußen ist es dunkel und windig. Müde torkle ich in die Dusche und genieße die Zeit um in Ruhe in den Tag zu starten. Langsam wird es nun auch hell draußen und ich lasse frische Luft ins Zimmer. Der heutige Seminartag beginnt auch heute wieder mit einer Meditation. Mir gefällt der geregelte und feste Tagesablauf. Jeden Tag um die selbe Uhrzeit das selbe Programm. Natürlich variiert der Inhalt, aber die Struktur ist die selbe und das macht es mir sehr einfach den Alltag anzunehmen.

7:15 Uhr: Müde und zudem noch hungrig fällt es mir anfangs erst schwer mich auf die Meditation einzulassen. Da ich es gewöhnt bin meinem Hungersruf immer direkt nachzugehen beginnt zunächst ein kleiner Kampf mit meinem inneren Schweinehund. Als ich schon fast aufgeben wollte merkte ich jedoch plötzlich, wie mein Hund aufhörte zu kläffen und Ruhe gab. Einen Moment also auch mal aus zu stehen, dem Schweinehund nicht immer gleich nachzugehen und inne zu halten eröffnet dir plötzlich neue Sichtweisen.

8.00 Uhr: Wir gehen Frühstücken. Heute ist das Frühstück im Schweigen. Vor jeder Mahlzeit halten wir alle gemeinsam nochmals inne, bevor das Buffet eröffnet wird. Ein so einfaches, aber doch so leckeres Buffet hatte ich schon lange nicht mehr. Viel Rohkost und einfache Käse- und Wurstplatten. Mhhhh lecker. Und obwohl das Essen immer sehr einfach gehalten war, war es so lecker und sättigend, sodass meine Notfallsnacks garnicht zum Einsatz kamen. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass wir die Zeit im Kloster insgesamt sehr Achtsam verbracht haben, aber ich habe jeden Bissen so genossen. Eine Teilnehmerin hat auch gesagt, dass sie so fasziniert von der Einfachheit ist praktisch nur von „Brot und Wasser“ zu leben und dass dies völlig ausreicht. Manchmal sind es wirklich Kleinigkeiten die dich wieder das wahre Leben spüren lassen und die dir zeigen, du brauchst nicht viel um glücklich zu sein.

9:00 Uhr: Kurseinheit. Jeden Tag nehmen wir während unseren Kurseinheiten unterschiedliche Themen durch. Viel ging es jedoch um den eigenen Wertecheck, also der Spurensuche nachdem was mir im Leben wirklich wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen und Gedanken darüber zu machen was man im Leben wirklich will und was dein Warum ist. Wann hast du dich mal gefragt was du am schmerzlichsten vermissen würdest wenn es morgen plötzlich nicht mehr da wäre?

Abgesehen von den offensichtlichen Dingen wie der Familie und engen Freunden, musste ich an den Rückhalt und Unterstützung meiner Familie denken. Dass ich eine Familie hab ist das eine, dass ich aber auch eine Familie habe die mich über alles liebt und die mich auffängt, egal in welcher Situation ich mich befinde und mir somit ein unwahrscheinlich großen Halt im Leben gibt, das andere. Und so bin ich einfach nur unbeschreiblich dankbar die Geborgenheit und Fürsorge meiner Familie spüren zu dürfen, ohne die das Leben deutlich schmerzlicher wäre.

Ich machte mir als purer Genussmensch jedoch auch Gedanken über meinen Geschmackssinn. Wie wäre es, wenn ich plötzlich nicht mehr die unterschiedlichen Geschmäcker wahrnehmen könnte und somit den Genuss am Essen verlieren würde? Wenn es keinen Unterschied mehr macht, ob ich jetzt in einen Apfel beiße oder in den flüssigen Kern einer warmen Schokoladentarte. Wenn mein Weißwein wie Wasser schmeckt und meine herzhafte Begleitung für einen gemütlichen Abend mit Freunden keine besondere Bedeutung mehr hätte. Mein Leben wäre nur halb so schön.

12:00 Uhr: Auch vor dem Mittagessen meditieren wir wieder einmal. Irgendwann einmal zu meinen Schulzeiten hatte ich die Klopftherapie aufgeschnappt, in der es darum geht den Schmerz aus dem Körper zu klopfen. Seither mache ich dass immer wieder mal, da es mich  beruhigt. Wir haben vor den Meditationen unseren Körper auch immer wach geklopft, was mir sehr gut gefallen hat. Was für jeden während der Meditation als Hilfestellung dienen kann, ist ein eigenes Mantra zu haben, das einen während der Meditation begleitet. Also ein positiver Glaubenssatz. Dazu ist es jedoch erstmal wichtig, sich klar zu machen welche Antreiber man im Leben hat. Wodurch lässt du dich unter Druck setzen und leiten? Möchtest du es allen immer recht machen? Musst du immer den starken spielen oder muss alles immer perfekt sein? Wenn du das für dich erkannt hast, kannst du für dich einen neuen Glaubenssatz entwickeln der von nun an deinen Glauben stützt und dir Halt gibt. Meiner lautet: So wie es ist, ist es gut!

12:30 Uhr: Mittagessen im Schweigen. Ofenkartoffeln mit Quark und Salat. Wie gesagt, das Essen war mehr als lecker!

14:00 Uhr: Kurseinheit. Um in den vollen Geschmack eines solchen Seminares zu kommen muss man selber dort sein, daher kann ich hier nur die für mich prägensten und eindrucksvollsten Eindrücke teilen. Ich beschäftige mich viel mit der Frage, wie kann ich glücklich sein.

Martin Seligman ist ein US-amerikanischer Psychologe und Begründer der „erlernten Hilflosigkeit“. In umstrittenen Experimenten mit Hunden verdeutlichte er, dass Menschen die eindeutigen Situationen ausgeliefert waren, wie beispielsweise Kriegen, auch in späteren Situationen apathisch und lethargisch reagierten. Das lässt sich jedoch nicht pauschalisieren, sondern hängt auch von der Persönlichkeit des Menschen ab. Stark gefährdet sind beispielsweise Menschen die alles persönlich nehmen, ihre Probleme ins Zentrum ihres Lebens stellen und die Probleme als unlösbar empfinden.Um diese „erlernte Hilflosigkeit“ zu überwinden ist es wichtig positive Glaubenssätze zuzulassen und Herr seiner selbst zu werden.

Seligman entwickelte ein Modell, dass zur Unterstützung dienen soll, wieder ein Empfinden von Zufriedenheit zu verspüren. Das PERMA-Modell setzt sich wie folgt zusammen:

Positive Emotionen: Dabei geht es darum, aktiv etwas dafür zu tun, um die eigenen Denkweise wieder in eine positive Richtung zu lenken. Ein Dankbarkeitstagebuch kann dabei helfen die Achtsamkeit und Wertschätzung zu trainieren. Schreibe dir also, vor allem dann, wenn es dir nicht gut geht, mindestens 3 Dinge am Tag auf, wofür du dankbar bist. Das kann zum Beispiel das Lächeln des Postboten am Morgen sein, der Sonnenstrahl der dein Gesicht wärmt oder die Freude über eine warme Dusche am Morgen …

Engagement: Wenn wir etwas machen, dass wir mögen und dass uns Spaß macht, legen wir uns automatisch mehr ins Zeug und versinken förmlich darin. Dabei denken wir nicht mehr über Glück nach, wir sind in diesem Moment einfach glücklich. Daher geht es darum für sich zu definieren, wo die eigenen Stärken liegen und was man gut kann, denn das führt automatisch zu einem höheren Wohlbefinden.

Relationships (positive Beziehungen): Ganz einfach, hier geht es um die zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir Menschen sind soziale Wesen und auf den Kontakt zu anderen angewiesen. Sich bewusst zu machen: Wer in meinem Umfeld tut mir gut, schenkt mir Kraft und ist eine Bereicherung für mein Leben und wer raubt mir Energie, tut mir nicht gut und zieht mich mit seiner Negativität herunter? In der Grundschule war Christian Bischof mal zu Besuch und hielt einen Vortrag. Er hat es damals so schön mit einem Eimer verdeutlicht: Du bist ein Eimer. Und dann gibt es Menschen, die Wasser aus deinem Eimer leeren und es gibt Menschen die deinen Eimer füllen. Was daran aber auch schön ersichtlich wird, ist dass du selber auch immer darauf achten solltest, dass du mit dem was du tust und sagst dazu beitragen solltest die Eimer der anderen zu füllen statt sie zu leeren. Wichtig ist also das Umfeld von dem du dich umgibst. Alleine schon 10 Minuten die du mit einer Person verbringst die dir gut tut schützt dich vor Stress.

Meaning (Sinnhaftigkeit): Momentan auch ganz aktuell auf dem Arbeitsmarkt: Die Generation Y/Z sucht nach der Sinnhaftigkeit in der Tätigkeit. Die Zeiten in denen Dienst nach Vorschrift geleistet wird sind vorbei. Vielmehr wird nun also das Wohlbefinden der Mitarbeiter ins Zentrum gestellt um folglich auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu fördern. Bodo Janssen ist hierfür ein tolles Vorbild, weitere Informationen im folgenden Link. Erfahren wir also den Sinn in der Tätigkeit trägt auch dies zu unserem Wohlbefinden bei. Dabei kann das eigene Leid beispielsweise überwunden werden, indem man anderen Menschen etwas gibt, wie Beispielsweise in einer Suppenküche.

Achievement (Erfolg): Ein wesentlicher Bestandteil der PERMA-Modells liegt in der Zielsetzung. Dabei sind die Ziele und der daraus resultierende Erfolg für jeden subjektiv und somit auch nicht übertragbar. Was möchte ich im Leben erreichen? Oder wie John Strelecky vielleicht fragen würde: Was ist dein Zweck der Existenz?

17:30 Uhr: Meditation

18:00 Uhr: Abendessen, diesmal nicht im Schweigen.

19:30 Uhr: Gottesdienst. Eigentlich bin ich nicht gläubig. Zumindest glaube ich nicht an die Kirche als Institution. Trotzdem war es mir ein Bedürfnis den Gottesdienst im klösterlichen Zentrum zu besuchen. Die Kirche war aus alten Backsteinen gebaut, was mich sehr an die Wohnung meiner Großeltern in Kolumbien erinnerte. Zwangsläufig überkam mich in der Kirche ein Gefühl von Nostalgie und Heimweh. Durch die einmalige Akustik wirkte der Gesang magisch. Leider kannte ich die Lieder nicht und konnte somit nur halbwegs mitsingen. Mir kam der Gedanke mich endlich mal mit meiner Schwester im Chor anzumelden.

21:00 Uhr: Gemütlicher Ausklang im Gewölbekeller: Die Abende saßen wir noch gemütlich bei einem Gläschen Wein zusammen und tauschten uns über den Tag aus. Ich blieb nicht lange, da ich mich nach etwas Ruhe, nach all den vielen Eindrücken die ich heute sammeln durfte, sehnte. So freute ich mich also, um 22:00 Uhr dann auch endlich im Bett zu liegen.


Tag 3:

Auch heute beginnt der Tag wieder um 7:15 Uhr mit einer Meditation. Ich bin sehr froh, denn wir haben uns dazu entschlossen die Morgenmeditation draußen zu machen. Die Tage hier im Kloster haben mir die Natur wirklich ein Stückchen näher gebracht und somit freue ich mich jedesmal wenn wir draußen sind. In der sog. Laufmeditation geht es um die Entschleunigung, also bewusst langsamer zu laufen. Sich Zeit zu nehme, sein Umfeld wahrzunehmen und all seine Sinne zu aktivieren. Hinter dem Kloster war ein großer Park durch den wir in einer Reihe wie eine große Entenfamilie meditiert sind. Achte mal beim absetzen deines Fußes darauf bewusst die Balance zu halten. Setze die Ferse an und rolle deinen Fuß langsam über deinen Ballen ab. Es ist beeindruckend wie viel mehr wir wahrnehmen, wenn wir einfach mal das Tempo rausnehmen und Dinge bewusster wahrnehmen. Da der Tagesablauf genauso war wie am Vortag gab es also auch heute wieder um 8:00 Uhr Frühstück und um 12:30 Uhr Mittagessen. In den letzen Kurseinheiten ging es um das Thema „zwischenmenschliche Beziehungen“. Hier habe ich gemerkt, dass es mir teilweise noch schwerfällt die Balance zwischen dem was mir gut tut und dem was anderen gut tut zu finden. Ich versuche das jedoch zu akzeptieren und sehe das eher als etwas, an dem ich noch arbeiten kann und in dem noch Entwicklungspotenzial ist.


Ich bin sehr froh um die Tage im Kloster. Sie waren der perfekte Anfang für mich, mich auf die Reise nach mir selber zu begeben. Zwar komme ich immer wieder an meine Grenzen, jedoch verspüre ich eine tiefe Sehnsucht, ein selbstbestimmtes und glückserfülltes Leben zu führen, für das sich alle Mühe lohnt. Ich bin dankbar dafür, dass ich Leben darf und ich meines Glückes Schmied bin. Letztlich liegt doch alles in meiner Hand, warum also nicht das Beste draus machen? Dass es einfach ist, hat keiner gesagt, aber dann wäre es ja auch nicht so etwas Kostbares und Erstrebenswertes, wenn man es ohne große Mühen erreichen könnte, oder?

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